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Pressemitteilung vom 8. September 2003

"Stadt hat sich selbst entreichert"

Bevorstehende Kürzungen für Jugendarbeit bestimmten Polit-Rondo

 

Das Bürgergespräch im "Grünen Polit-Rondo" zum Thema Kulturpolitik wurde schnell von einer Grundsatzdiskussion bestimmt, die vor allem sozial- und jugendpolitische Fragen in den Mittelpunkt stellte. Interessierte und kulturengagierte Bürger fragten nach den Hintergründen zu der von der Stadt neu gegründeten Weltkulturerbestiftung und ihren Folgen für die Vereine in Bamberg.

Die beiden GAL-Stadträte Wolfgang Grader und Wolfgang Budde erläuterten, dass frei werdende Wertpapiere der Stadt in Höhe von 7,66 Mio Euro in die Stiftung fließen würden, und dass aus dem Erlös dieses Stiftungsvermögens der jährliche Kulturetat abgedeckt werden solle. "Ob das für die Kulturvereine der Stadt ein Nachteil ist, wird sich im Einzelnen zeigen", meinte Landtagskandidat Wolfgang Grader, "es wird darauf ankommen, wie gut die Kontakte der Vereine zum Stiftungsrat sind, denn der Stadtrat hat über dieses Geld dann keine Entscheidungsbefugnis mehr – die Geldvergaben finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt."

Wolfgang Budde stellte klar, dass sich die Stadt nicht nur demokratischen Spielraum genommen habe, sondern auch finanziellen: "Dieses Geld ist dem städtischen Haushalt entzogen, liegt ein für allemal in der Stiftung fest und kann durch politische Entscheidungen auch nicht mehr für andere Zwecke eingesetzt werden, etwa im sozialen oder im Jugendbereich." Diese Verbände werden seiner Meinung nach auch am meisten unter der Entscheidung leiden. Nach Buddes Informationen wurde den Jugend- und Sozialverbänden von der Stadtverwaltung bereits mitgeteilt, dass die im Haushalt 2003 eingestellten Zuschüsse nicht in vollem Umfang ausgezahlt werden könnten. Da einige Verbände vertragliche Absicherungen gegenüber der Stadt hätten, träfe es andere umso härter: "Mit 40%igen Kürzungen müssen einige Projekte rechnen, wie etwa die Jugendtreffs in St.Anna und St.Urban, der Kinderschutzbund oder das Mütterzentrum Känguruh."

Grader und Budde kritisierten besonders, dass Stadtspitze und Stadtratmehrheit mit ihrer überdimensionierten Finanzierung der Weltkulturerbestiftung diese Situation absichtlich herbeigeführt hätten. Budde sagte: "Wenn dann die Regierung von Oberfranken zu drastischem Sparen bei den freiwilligen Leistungen zwingt, glaubt man wohl die Verantwortung nach Bayreuth schieben zu können – in Wirklichkeit hat sich die Stadt durch die Stiftung bewusst und mit Absicht selbst entreichert."

MdB Ursula Sowa betonte, dass insbesondere die Jugendverbände auch schon auf Landesebene enorme Mittelkürzungen zu verkraften hätten. Laut Angaben des Bayerischen Jugendrings standen für Investitionen im Jahr 2002 nur noch 59% der Mittel von 1985 zur Verfügung, und auch bei der Jugendbildung müssen die Verbände heute sechs mal so viele Eigenmittel aufbringen wir 1985.