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Pressemitteilung vom 4. August 2003

"Angestellte nicht im Stich lassen"

Polit-Rondo mit Sowa und Grader – Thema: US-Garnison in Bamberg

 

"Was ist denn nun eigentlich dran an den Gerüchten, dass die Amerikaner aus Bamberg abziehen?" Mit größtem Interesse an neuen Informationen waren Bürger und Bürgerinnen zum "Grünen Polit-Rondo" mit MdB Ursula Sowa und dem Bamberger Landtagskandidat Wolfgang Grader gekommen.

Die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete teilte mit, dass auch das deutsche Verteidigungsministerium noch keine konkreten Angaben machen könne. Die aktuelle Diskussion innerhalb der US-Regierung über eine Reform ihrer weltweiten Truppenstruktur laufe noch, Ergebnisse bezüglich einzelner Standorte sind nach Sowas Kenntnisstand dem Verteidigungsministerium bisher nicht bekannt. Auch die amerikanische Botschaft in Berlin halte sich mit offiziellen Verlautbarungen bedeckt. Nun hat sich Sowa an ihren Fraktionskollegen, Bundesaußenminister Joschka Fischer, gewandt und hofft über dessen direkten Kontakt zum amerikanischen Außenminister Colin Powell demnächst an aktuelle Informationen zu kommen.

Die Verunsicherung vor allem bei den Beschäftigten in der Bamberger US-Garnison sei groß, bestätigte eine Betroffene. "Manche sind eher resignativ und sagen, dass man eh nichts an einer Entscheidung von Bush ändern kann – andere haben tiefgreifende existenzielle Ängste, weil sie bei der momentanen Arbeitslosigkeit keine Perspektive sehen." Die Army-Mitarbeiterin stellte an GAL-Stadtrat Wolfgang Grader die dringende Bitte, sich im Stadtrat baldestmöglich mit dem Thema zu beschäftigen. "Die Stadt muss sich Gedanken machen, was aus den Hunderten von Angestellten werden soll – man darf uns nicht einfach im Stich lassen." Grader betonte, dass genau das sein Ziel gewesen sei, als er mit einem Leserbrief im FT vor einigen Wochen die politische Debatte losgetreten habe, und dass er dieses Ziel auch weiter verfolgen werde: "Wir müssen frühzeitig Pläne für den Fall X entwickeln."

Mit den amerikanischen Behörden möchten Sowa und Grader "auf gleicher Augenhöhe in Kontakt bleiben" – reihenweise "Bittgänge" zu unternehmen, das halten sie nicht für den richtigen Weg. Stattdessen wollen sie sich nach Möglichkeiten umtun, welche Konversionsmittel aus Bund und EU zu erwarten sind und welche öffentlichen Behörden als Ausgleich hierher ziehen könnten, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und sie halten es für notwendig, städtebaulich vorzuplanen, wie die eventuell frei werdenden Gebiete und Gebäude neu zu nutzen sind.

Grader betonte, dass es der Stadt seit Jahrzehnten an brauchbaren und ökologisch verträglichen Gewerbegebieten mangele. Er erinnerte an gute Erfahrung, die man bereits in Bamberg gemacht habe: "Die Bereitschaftspolizei in der Pödeldorfer Straße ist in einem ehemaligen Kasernengebäude untergebracht, und an der Gutenbergstraße konnte der FT-Verlag auf US-Gelände erweitern und die Telekom ein neues Call-Center errichten."

Ein Bürger fragte, ob denn alle Kosten für die US-Truppen von den USA gezahlt würden. Darauf antwortete Sowa, dass Deutschland immerhin 21% der Stationierungskosten übernehme, jährlich 1,2 Milliarden Dollar. "Mit einer sehr vereinfachten Rechnung kommt man bei deutschlandweit rund 70.000 und in Bamberg stationierten 3200 US-Soldaten auf eine Betrag von 55 Mio Dollar, der für den Standort Bamberg vom deutschen Steuerzahler beigesteuert wird." Diese, bei einem Abzug freiwerdenden Gelder, müssten dann sinnvoll eingesetzt werden: für die betroffenen Angestellten vor Ort, für städtebauliche Maßnahmen, zur Wirtschaftsförderung usw. "Und dafür brauchen wir ein Konzept", ergänzte Grader.