Gläserne Särge für lebendige Brücke?
GAL zur Bebauung der Kettenbrücke:
Architektenwettbewerb nötig
Als "äußerst spannend, aber noch
unausgereift" bezeichnete die GAL-Stadtratsfraktion den
Vorschlag, die Kettenbrücke zu bebauen. Bei einer Fraktionssitzung
der GAL hatten vor kurzem die Architekten Püls & Mertel sowie
Baureferent Otmar Strauß Pläne vorgestellt, die Kettenbrücke auf
beiden Seiten um dreistöckige Geschäftsgebäude mit
Glas-Stahl-Fassaden zu erweitern.
Besonders die entstehende Verbindung zwischen
Fußgängerzone und dem Geschäftsviertel Königstraße ist nach
Meinung der GAL ein großes Plus. "Wir brauchen dringend eine
einladendere Kettenbrücke, um Passanten und Kunden auch auf die
andere Seite des Flusses zu locken", so Peter Gack.
"Erfreulich" nannte Gack die künftige weitgehende
Verkehrsberuhigung (nur noch Zulieferverkehr in begrenzten Zeiten),
die seinen Worten nach inzwischen der einhelligen Stadtratsmeinung
entspricht.
Die vom Architekturbüro vorgeschlagene Bebauung
überzeugte die GAL-Fraktionsmitglieder jedoch nicht. Petra
Friedrich, baupolitische Sprecherin, hielt die beiden
durchgängigen, dreistöckigen Gebäuderiegel für
"überdimensioniert und zu massiv". Bestehende, teils
historische Bauten am Ufer würden fast komplett verdeckt.
"Leider zeigt der Entwurf in dieser Form keine architektonisch
neue Sprache, sondern drückt eher den Wunsch nach maximaler Rendite
aus." Stattdessen würde Friedrich sich mehr Beziehung zum
Fluss wünschen, mehr Durchlässigkeit in der Gebäudestruktur.
Dass dies durch die gläsernen Fassaden erreicht
werden könne bezweifelte auch GAL-Stadtrat Wolfgang Budde:
"Mit zwei Särgen aus Glas macht man eine Brücke nicht
lebendig." Dennoch ermunterte Budde die Stadtverwaltung, an der
prinzipiellen Idee weiterzuarbeiten. "Moderne Architektur auf
der barocken Achse Bambergs wäre eine spannende Sache."
Landtagskandidat und Fraktionsmitglied Wolfgang
Grader betonte, dass Bamberg mit einem solchen Projekt eine
weltweite Besonderheit bekommen würde. "Gerade aber weil die
Idee so außergewöhnlich ist, sollten wir nichts
überstürzen." Die Entscheidung nur aufgrund eines einzigen
Entwurfs zu treffen ist deshalb seiner Ansicht nach unangemessen,
weil dann jede Vergleichsmöglichkeit fehle. "Wenn wir die Idee
weiterverfolgen, brauchen wir einen Architektenwettbewerb."
Dazu könne auch die Fachhochschule Coburg beitragen, wo in einem
Seminar Entwürfe für das Gebiet um die Kettenbrücke erarbeitet
werden.
Angesichts der maroden städtischen Finanzen, muss
nach Ansicht aller GAL-Stadträte und –rätinnen jedoch
zuallererst geklärt werden, wie ein solches Vorhaben zu finanzieren
sei.
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