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Pressemitteilung vom 7. Juli 2003

"Trachtenanzug ist nur Tarnanzug"

Grüner Bürgermeister Sepp Daxenberger kritisiert bei Kundgebung CSU-Politik

 

Das "Modell Waging" möchte er langfristig auf ganz Bayern ausdehnen, verkündete Sepp Daxenberger bestgelaunt bei einer Wahlkampfkundgebung der Bamberger Grünen am Montag vor der Martinskirche. Im oberbayerischen Waging am See ist der Grünen-Politiker hauptamtlicher Erster Bürgermeister, wurde im letzten Jahr mit 76% der Stimmen wieder gewählt, und die Grünen stellen mittlerweile die stärkste Fraktion im Gemeinderat. Seine Erfolgsbilanz lässt sich sehen: Die Gemeinde ist schuldenfrei.

Für die Landtagswahlen wünscht sich Daxenberger ein Zulegen der Grünen, die er als "Premium-Opposition" bezeichnete. Bei guten Ergebnissen könne die Erfolgsgeschichte der Bamberger Grünen sogar noch weiter geschrieben werden: Wenn man es schaffe, ein zweites Mandat nach Oberfranken zu holen, dann käme GAL-Stadtrat Wolfgang Grader zum Zuge, der auf Platz 2 der Oberfrankenliste kandidiert.

Sepp Daxenberger, der selbst einen Öko-Bauernhof betreibt, sieht eindeutig Rückenwind für grüne Politik: "Wenn Jahrhunderthochwässer zweimal im Jahr stattfinden und 50% aller Kinder unter Allergien leiden, merken die Leute, dass etwas falsch läuft." Heute würden die Grünen nicht mehr wie früher als Panikmacher wahrgenommen. Man habe erkannt, dass Ökologie und Ökonomie zusammengebracht werden müssen.

Scharf kritisierte er die Politik der CSU-Landesregierung. Täglich 28 ha Fläche würden in Bayern versiegelt, eine Fläche so groß wie Ammersee und Chiemsee. Eine völlig verfehlte Landesentwicklungspolitik ziehe die Kaufkraft aus den Innenstädten an die Autobahnausfahrten und auf die (längst nicht mehr) grüne Wiese. "Der Trachtenanzug von Stoiber ist der reinste Tarnanzug für Naturzerstörung und Betonorgien", so Daxenberger.

Dass die grüne Regierungsbeteiligung im Bund schon heilvolle Politik nach Bayern gebracht habe, führte der Oberbayer an mehreren Stellen an: das Erneuerbare Energiengesetz habe viele Arbeitsplätze geschaffen, eine Betonierung der Donau sei verhindert worden, die Gefahr einer Fichtelgebirsautobahn sei vorerst gebannt. Und: "Während sich der güne Bundesumweltminister Jürgen Trittin mit dem Dosenpfand für die mittelständischen Brauereien gerade auch in Franken stark gemacht hat, positioniert sich CSU als engagierte Sprecherin für die Großbrauereien in Nord-Deutschland."

Auch bei der Gemeindefinanzreform, die von der Bundesregierung und den Gremien der Städte und Gemeinden vorangetrieben werde, "steht Stoiber als Blockierer und Verhinderer an der Spitze". Im Sinne habe die CSU in Bayern vor allem "ihren Machterhalt, ihren Filz und ihre Spezlwirtschaft", so der Grünen-Politiker, der selbst sechs Jahre im Landtag war. Dass es dabei längst nicht mehr nur um Postengeschachere gehe, sondern schlichtweg um Staatsgelder, hätten die Skandale um den Deutschen Orden, die Landesbank und Kirch hinlänglich bewiesen. Und deshalb gab sich Sepp Daxenberger kämpferisch: "40 Jahre CSU-Alleinherrschaft sind genug".