Zurück zur Titelseite

 

 

Pressemitteilung vom 17. März 2003

Beirat soll Belange Behinderter vertreten

Behindertenbeauftragte und "Arge" wünschen sich neues Gremium

 

"Teilweise stehen die Leute Schlange vor meiner Bürotür, wenn ich Sprechstunde habe", berichtete Nicole Rodrigues Neto, die neue Behindertenbeauftragte der Stadt Bamberg. Zusammen mit mehreren Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Bamberger Selbsthilfegruppen körperbehinderter Menschen (Arge) besuchte sie die GAL-Stadtratsfraktion bei einer Sitzung.

Schon jetzt, ein gutes halbes Jahr nach ihrer Benennung für diese Aufgabe, ist für Nicole Rodrigues Neto klar, dass die acht Stunden Arbeitszeit pro Woche, die sie freigestellt ist, um sich für die Belange von Menschen mit Behinderung einzusetzen, bei weitem nicht ausreichen. Mindestens zwei Bürger-Anrufe täglich habe sie zu bearbeiten. Dazu kämen noch die Teilnahme an Senatssitzungen, an Kongressen, der Kontakt zu Verbänden und immer wieder Abendtermine. "Und weil mein Büro im Rathaus im dritten Stock ist, sind in Ausnahmefällen sogar Hausbesuche nötig."

"Großen persönlichen Einsatz" bescheinigte denn auch die Arge-Vorsitzende Jutta Sturm-Heidler der neuen Behindertenbeauftragten und sprach im Namen ihres Vereins große Zufriedenheit mit der Neubesetzung der Stelle aus, die es eigentlich seit 1997 gibt.

GAL-Stadtrat Wolfgang Budde zeigte sich ebenfalls beeindruckt und äußerte gleichzeitig die Hoffnung, dass sich dieses Engagement auch in den höheren Ebenen der Stadtverwaltung herumspricht: "Ich möchte, dass die Kompetenz der Behindertenbeauftragten überall abgefragt wird und sie die Interessen der von ihr vertetenen Bürger und Bürgerinnen in den Leitungsetagen vorbringt." Dies bekräftigte auch Jutta Sturm-Heidler: Ziel der Stelle sei es nicht nur, Betroffene zu beraten, sondern auch dafür zu sorgen, dass die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung systematisch bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden.

Deshalb streben die Arge-Vorstandsmitglieder in Zusammenarbeit mit Nicole Rodrigues Neto die Einrichtung eines Behindertenbeirats an. "Als offizielles beratendes Gremium für Stadtverwaltung und Stadtrat hätte ein Behindertenbeirat eine hervorgehobene Stellung und würde die Behindertenbeauftragte in ihrer Arbeit stützen. Die Belange von Behinderten hätten einen angemessenen Stellenwert", so die Einschätzung von Jutta Sturm-Heidler. In den letzten Jahren habe es einen grundsätzlichen Strukturwandel und eine Neuorientierung in der Behindertenpolitik gegeben, der sich vor allem in dem neuen Bundesgleichstellungsgesetz manifestiert habe. "Wenn wir diese Errungenschaften wirksam umsetzen wollen, brauchen wir einen Behindertenbeirat."

Wolfgang Budde wies zwar auf die Gefahr hin, dass " Interessenvertretungen durch formelle Weihen auch an Schlagkraft einbüßen können". Dennoch sicherte er namens der GAL-Fraktion Unterstützung für dieses Anliegen zu, ebenso wie für die Forderung nach zusätzlicher Arbeitsfreistellung der Behindertenbeauftragten.