Viertel aufgewertet oder Platz verunstaltet?
GAL-Info-Abend: Konzept für
Bahnhofstiefgarage vorgestellt – Skepsis wegen Zufahrt und
zusätzlichem Verkehr
"Es könnte die Keimzelle für weiteres
wirtschaftliches Wachstum am Bahnhof sein." Mit Visionen
präsentierte der Horst-Peter Müller, Inhaber des Ingenieurbüros
Müller, sein Konzept einer Tiefgarage unter dem Platz vor dem
Bahnhof und unter dem daneben gelegenen Parkplatz. Zu dem
Informationsabend hatte die GAL eingeladen.
Den groben Rahmenplan für einen sogenannten
"Umweltbahnhof" mit Tiefgarage, Regionalbahnhof und neu
gestaltetem Platz vor dem Bahnhofsgebäude hatte bereits das
Stadtplanungsamt vorgelegt. Daran wollte Horst-Peter Müller
anknüpfen und entwickelte vor einem Jahr das Konzept der Tiefgarage
weiter – ganz seinem Metier entsprechend, denn er ist seit 1983
Betreiber der Geyerswörth-Tiefgarage und bundesweit als Berater in
der Branche tätig.
Um alle Pkws vom Bahnhofsplatz zu verbannen, will
Müller insgesamt 446 Parkplätze unter der Erde schaffen, davon 54
als kostenlose 15-Minuten-Kurzzeitparkplätze. Nach Müllers
Vorstellung soll das Angebot sowohl von Bahnkunden als auch von
Leuten genutzt werden, die die benachbarten Gebäude von Post, EVO,
Landratsamt und die umliegenden Geschäfte zum Ziel haben.
"Für die Luitpoldstraße als Geschäftslage wäre das eine
enorme Aufwertung."
Im Zentrum seiner Planung steht allerdings eine
wesentliche Abweichung von den Ideen des Baureferats: Müller will
die Zufahrt zur Tiefgarage nicht in der Nähe der
Zollnerunterführung bauen, sondern direkt vor dem Bahnhofsgebäude
auf der rechten Hälfte des Platzes. Seiner Meinung nach würde
sonst die Tiefgarage nicht angenommen. "Es ist eine Frage der
Psychologie: Die Nutzer wollen dort in eine Tiefgarage einfahren, wo
sie auch ihr Ziel sehen können", so Müllers Erfahrung. Ein
Einfahrtsstelle an der Zollnerunterführung kommt deshalb für ihn
nicht Frage. Gerade die in Form einer Spindel geplante Einfahrt
löste jedoch bei mehreren Teilnehmenden des GAL-Info-Abends große
Skepsis aus. Sie fürchten, dass der Platz dadurch verunstaltet
wird.
GAL-Fraktionsvorsitzende Petra Friedrich sieht in
dem Projekt auch eine Konkurrenz zum Park&Ride-Platz an der
Breitenau. Prinzipiell kann sie sich die Bahnhofstiefgarage nur
vorstellen, wenn gleichzeitig rigoros öffentliche Stellplätze in
der Umgebung aufgelöst würden und die Luitpoldstraße gemäß dem
Kirchhoff-Konzept zur reinen Bustrasse umgewidmet würde.
"Sonst hätten wir durch den zusätzlichen Verkehr das Chaos
vorprogrammiert." Sie begrüßte Müllers Vorschlag, die
Bahnhofstiefgarage über eine Ring-Buslinie an die Innenstadt
anzubinden – "eine alte Forderung der GAL". Auch die
übrigen GAL-Mitglieder forderten bei der Diskussion ein
Gesamtkonzept, das unterm Strich mehr Platz für Flanieren,
Einkaufen und Bummeln im Bahnhofsgebiet schafft und den vom
Autoverkehr verursachten Gestank und Lärm minimiert.
Gabriele Pfeff-Schmidt (Schutzgemeinschaft
Alt-Bamberg) brachte die drei denkmalgeschützten
Bahnhofsnebengebäude und das an der Straße gelegene Wohnhaus zur
Sprache: Sie müssten einer Tiefgarage und dem darüber geplanten
Regionalbahnhof weichen. Diese Frage müsse mit diskutiert werden.
Pfeff-Schmidt hält außerdem eine direkte Verbindung zwischen der
möglichen Bahnhofstiefgarage und den schon bestehenden Anlagen
unter Post und Landtratsamt für unerlässlich.
Zunächst hat Horst-Peter Müller seine Pläne
allerdings auf Eis gelegt. Vor allem muss die Stadt ihre
Verkehrsplanung (bahnparallele Innenstadttangente,
Fußgängertunnel) in trockene Tücher bringen und die Denkmalfrage
beantworten, dann erst steht der Bamberger Tiefgaragen-Experte
wieder auf dem Plan.
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