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Pressemitteilung vom 16. Januar 2003

GAL: Flächenfraß durch US-Bauvorhaben

Genehmigung für Baumrodungen steht noch aus – Dimensionen des Forums erreicht

 

"Ein respektloses und ignorantes Vorgehen, das an alte Besatzermentalitäten erinnert" warfen die GAL-Stadträte und -rätinnen der US-Army bei ihrer jüngsten Fraktionssitzung vor. Dabei spielten sie auf das jüngste Bauvorhaben der Amerikaner im Hauptsmoorwald an, wo einem Einkaufszentrum mehrere Hektar Wald weichen sollen.

Im September wurde der Stadtrat von dem Projekt lediglich in Kenntnis gesetzt, da in diesem Falle nicht die Stadt, sondern die Regierung von Oberfranken die Genehmigungsbehörde ist. Schon damals wies das Bamberger Umweltamt auf die bevorstehenden "nachhaltigen Eingriffe in Natur und Landschaft" hin und bemängelte, dass in den Bauunterlagen keinerlei detaillierte Angaben gemacht würden, weder über die Größe noch über die Qualität der zu rodenden Flächen.

Mittlerweile hat GAL-Fraktionsvorsitzende Petra Friedrich in Erfahrung gebracht, dass für das Bauen im Naturschutzgebiet bisher keine Befreiung von der Schutzgebietsverordnung vorliegt, man mit den Rodungen also ohne Erlaubnis begonnen hat. "Es steht allerdings nicht in Frage, dass die nötigen Papiere vom zuständigen Bayerischen Umweltministerium noch nachgereicht werden", räumte Friedrich ein, "bei den US-Amerikanern als Bauherren legen die deutschen Behörden immer noch Untertanengehorsam an den Tag." Scharf kritisierte sie, dass bei den Ämtern auf Bundes- und Landesebene niemand kompetente Auskunft über das naturschutzrechtliche Verfahren geben konnte. "Lediglich das Bamberger Umweltamt wusste bescheid, aber gerade der Stadt sind bei diesem Bauvorhaben die Hände gebunden."

Angesichts des bald zerstörten Naturraums sieht die GAL vor allem die geplante Bauweise als nicht akzeptabel an. Die Grundfläche des Einkaufszentrums übersteigt laut GAL sogar die des Bamberger Forums mit Mehrzweckhalle und Handelsflächen. Die rund 700 geplanten Stellplätze erreichten ebenfalls die Größenordnung der 800 Stellplätze am Forum. "Das alles bei vorwiegend ebenerdigen Baukörpern – ein eklatanter Flächenfraß", kommentierte GAL-Stadtrat Peter Gack. Eine solche "Landnahme" sei vielleicht in den Weiten der USA möglich, nicht aber in Europa, wo mit wertvollen Naturflächen schonend und bewusst umgegangen werden müsse.

Dass dabei mit dem Nutzen für die Bamberger Wirtschaft argumentiert wird, hält Gack für realitätsfern. Für den Bau des Einkaufszentrums beschäftigten die US-Amerikaner sehr wahrscheinlich ihre eigenen Bautrupps, und verkauft würden darin ohnehin nur aus den USA importierte Waren.

Gleichzeitig steht nach Informationen der GAL noch ein Bauprojekt an, dem ein sogar nach US-eigener Biotop-Kartierung schutzwürdiges Biotop zum Opfer fällt. Eine Kindertagesstätte für rund 200 Kinder, ebenfalls ebenerdig gebaut und mit der nach Gacks Worten "Luxus-Ausstattung" von 50 Stellplätzen, obwohl die meisten Kinder vermutlich aus direkt benachbarten amerikanischen Wohngebiet kämen. Auch hier ist die Stadt Bamberg nicht für die Genehmigung zuständig.