GAL: Flächenfraß durch US-Bauvorhaben
Genehmigung für Baumrodungen steht noch
aus – Dimensionen des Forums erreicht
"Ein respektloses und ignorantes Vorgehen, das
an alte Besatzermentalitäten erinnert" warfen die
GAL-Stadträte und -rätinnen der US-Army bei ihrer jüngsten
Fraktionssitzung vor. Dabei spielten sie auf das jüngste
Bauvorhaben der Amerikaner im Hauptsmoorwald an, wo einem
Einkaufszentrum mehrere Hektar Wald weichen sollen.
Im September wurde der Stadtrat von dem Projekt
lediglich in Kenntnis gesetzt, da in diesem Falle nicht die Stadt,
sondern die Regierung von Oberfranken die Genehmigungsbehörde ist.
Schon damals wies das Bamberger Umweltamt auf die bevorstehenden
"nachhaltigen Eingriffe in Natur und Landschaft" hin und
bemängelte, dass in den Bauunterlagen keinerlei detaillierte
Angaben gemacht würden, weder über die Größe noch über die
Qualität der zu rodenden Flächen.
Mittlerweile hat GAL-Fraktionsvorsitzende Petra
Friedrich in Erfahrung gebracht, dass für das Bauen im
Naturschutzgebiet bisher keine Befreiung von der
Schutzgebietsverordnung vorliegt, man mit den Rodungen also ohne
Erlaubnis begonnen hat. "Es steht allerdings nicht in Frage,
dass die nötigen Papiere vom zuständigen Bayerischen
Umweltministerium noch nachgereicht werden", räumte Friedrich
ein, "bei den US-Amerikanern als Bauherren legen die deutschen
Behörden immer noch Untertanengehorsam an den Tag." Scharf
kritisierte sie, dass bei den Ämtern auf Bundes- und Landesebene
niemand kompetente Auskunft über das naturschutzrechtliche
Verfahren geben konnte. "Lediglich das Bamberger Umweltamt
wusste bescheid, aber gerade der Stadt sind bei diesem Bauvorhaben
die Hände gebunden."
Angesichts des bald zerstörten Naturraums sieht die
GAL vor allem die geplante Bauweise als nicht akzeptabel an. Die
Grundfläche des Einkaufszentrums übersteigt laut GAL sogar die des
Bamberger Forums mit Mehrzweckhalle und Handelsflächen. Die rund
700 geplanten Stellplätze erreichten ebenfalls die Größenordnung
der 800 Stellplätze am Forum. "Das alles bei vorwiegend
ebenerdigen Baukörpern – ein eklatanter Flächenfraß",
kommentierte GAL-Stadtrat Peter Gack. Eine solche
"Landnahme" sei vielleicht in den Weiten der USA möglich,
nicht aber in Europa, wo mit wertvollen Naturflächen schonend und
bewusst umgegangen werden müsse.
Dass dabei mit dem Nutzen für die Bamberger
Wirtschaft argumentiert wird, hält Gack für realitätsfern. Für
den Bau des Einkaufszentrums beschäftigten die US-Amerikaner sehr
wahrscheinlich ihre eigenen Bautrupps, und verkauft würden darin
ohnehin nur aus den USA importierte Waren.
Gleichzeitig steht nach Informationen der GAL noch
ein Bauprojekt an, dem ein sogar nach US-eigener Biotop-Kartierung
schutzwürdiges Biotop zum Opfer fällt. Eine Kindertagesstätte
für rund 200 Kinder, ebenfalls ebenerdig gebaut und mit der nach
Gacks Worten "Luxus-Ausstattung" von 50 Stellplätzen,
obwohl die meisten Kinder vermutlich aus direkt benachbarten
amerikanischen Wohngebiet kämen. Auch hier ist die Stadt Bamberg
nicht für die Genehmigung zuständig.
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