"Utopisches Straßenmonstrum" für
250 Mio Euro
Untersuchung zur Westumgehung ergibt nur
geringe Entlastung für Altstadt
Zahlreiche Interessierte waren in die Gaststätte
Wilde Rose gekommen, um sich zu informieren, was es mit der
sogenannten Westumgehung, der neuesten Variante einer
Bergverbindungsstraße, auf sich hat. Stadtrat Peter Gack stellte
beim Plenum der GAL den aktuellen Stand der Planungen dar.
Nach dem Scheitern der Bergverbindungsstraße beim
Bürgereintscheid 1998, steht seit einigen Monaten das Thema erneut
auf die Tagesordnung. Mit der Mehrheit aus CSU, ÜBG und
Oberbürgermeister stellte der Stadtrat trotz der enormen
Finanzkrise der Stadt eine Summe von 100.000 Euro bereit, um
Planungen für eine Westumgehung zu finanzieren.
Die angedachte Trasse soll nach den Erläuterungen
von Peter Gack von Gaustadt, Nähe Breitäckerstraße, über die
Höhe beim Rothofer Weg zum Michelsberger Wald führen, diesen
untertunneln und dann wieder oberirdisch zur B 22 verlaufen. Ein
weiterer Waldtunnel soll abzweigen und die Nervenklinik St.Getreu
und die Caspersmeyerstraße anschließen. Laut Gack ist eine
Tunnelstrecke von ca. 3 km vorgesehen und mit grob geschätzten
Kosten von 250 Millionen Euro zu rechnen.
Zum aktuellen Stand erklärte der verkehrspolitische
GAL-Sprecher: Derzeit würde ein detaillierter Trassenverlauf
erarbeitet. Außerdem führe die Stadt Verhandlungen, um Bund, Land
oder Landkreis an den immens hohen Kosten zu beteiligen, wofür Gack
jedoch äußerst geringe Erfolgsaussichten ausmacht.
Horst Besler, Vorsitzender des Bürgervereins
Gaustadt, sprach sich hier vehement gegen die Westumgehung aus und
drohte sogar ein Bürgerbegehren an. Er vermutet enorme Probleme bei
der Untertunnelung des Michelsberger Waldes, sieht ein neues
Baugebiet in Gaustadt gefährdet und befürchtet, dass die Trasse
aus Kostengründen sehr viel umweltschädlicher ausfallen könnte,
als von den Initiatoren jetzt versprochen wird.
Bereits erstellt hat das Stadtplanungsamt ein
EDV-gestütztes Szenario, das die Folgen einer Westumgehung für den
übrigen städtischen Verkehr zeigt und von Peter Gack dargestellt
wurde. 12.000 Autos würden demgemäß täglich auf der neuen
Straße fahren, was die Caspersmeyerstraße mit 61% mehr Autos
belasten, den Maienbrunnen dagegen um 51% entlasten würde. Die
Entlastung der Sandstraße, so referierte Gack, betrüge nur 11%,
der Langen Straße 13%, des Dombergs 18% und des Kaulbergs 21%.
Grund dafür ist laut den städtischen Verkehrsuntersuchungen, dass
der in Innenstadt und Altstadt rollende Verkehr zum überwiegenden
Teil Ziel- und Quellverkehr sei und deshalb nicht so einfach an den
Stadtrand verlagert werden könne.
Dass dennoch 12.000 Pkws die Westumgehung nützen
würden, liegt nach den Einschätzungen des Stadtplanungsamts vor
allem daran, dass durch die neue Straße auch neuer Verkehr
entsteht. "Die Bewohner im Südwesten Bambergs, aber auch im
südwestlichen Landkreis bekommen einen optimalen Anschluss an das
Laubanger-Gebiet, so dass neue Fahrten entstehen, die es vorher gar
nicht gab", erläuterte Peter Gack.
Wer die Verkehrsbelastung in der Altstadt reduzieren
möchte, müsse beim Ziel- und Quellverkehr ansetzen und
Alternativangebote zum Pkw machen, so lautete Gacks Ansatzpunkt. Er
will demnächste erneut Vorstöße unternehmen, um das ÖPNV-Angebot
und auch die Anbindung der Nervenklinik St. Getreu zu verbessern.
Scharf kritisierte der GAL-Stadtrat die Haltung der CSU, die
"ihre gesamte Verkehrspolitik auf dieses utopische
Straßenmonstrum gesetzt hat".
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