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Pressemitteilung vom 8. November 2002

"Utopisches Straßenmonstrum" für 250 Mio Euro

Untersuchung zur Westumgehung ergibt nur geringe Entlastung für Altstadt

 

Zahlreiche Interessierte waren in die Gaststätte Wilde Rose gekommen, um sich zu informieren, was es mit der sogenannten Westumgehung, der neuesten Variante einer Bergverbindungsstraße, auf sich hat. Stadtrat Peter Gack stellte beim Plenum der GAL den aktuellen Stand der Planungen dar.

Nach dem Scheitern der Bergverbindungsstraße beim Bürgereintscheid 1998, steht seit einigen Monaten das Thema erneut auf die Tagesordnung. Mit der Mehrheit aus CSU, ÜBG und Oberbürgermeister stellte der Stadtrat trotz der enormen Finanzkrise der Stadt eine Summe von 100.000 Euro bereit, um Planungen für eine Westumgehung zu finanzieren.

Die angedachte Trasse soll nach den Erläuterungen von Peter Gack von Gaustadt, Nähe Breitäckerstraße, über die Höhe beim Rothofer Weg zum Michelsberger Wald führen, diesen untertunneln und dann wieder oberirdisch zur B 22 verlaufen. Ein weiterer Waldtunnel soll abzweigen und die Nervenklinik St.Getreu und die Caspersmeyerstraße anschließen. Laut Gack ist eine Tunnelstrecke von ca. 3 km vorgesehen und mit grob geschätzten Kosten von 250 Millionen Euro zu rechnen.

Zum aktuellen Stand erklärte der verkehrspolitische GAL-Sprecher: Derzeit würde ein detaillierter Trassenverlauf erarbeitet. Außerdem führe die Stadt Verhandlungen, um Bund, Land oder Landkreis an den immens hohen Kosten zu beteiligen, wofür Gack jedoch äußerst geringe Erfolgsaussichten ausmacht.

Horst Besler, Vorsitzender des Bürgervereins Gaustadt, sprach sich hier vehement gegen die Westumgehung aus und drohte sogar ein Bürgerbegehren an. Er vermutet enorme Probleme bei der Untertunnelung des Michelsberger Waldes, sieht ein neues Baugebiet in Gaustadt gefährdet und befürchtet, dass die Trasse aus Kostengründen sehr viel umweltschädlicher ausfallen könnte, als von den Initiatoren jetzt versprochen wird.

Bereits erstellt hat das Stadtplanungsamt ein EDV-gestütztes Szenario, das die Folgen einer Westumgehung für den übrigen städtischen Verkehr zeigt und von Peter Gack dargestellt wurde. 12.000 Autos würden demgemäß täglich auf der neuen Straße fahren, was die Caspersmeyerstraße mit 61% mehr Autos belasten, den Maienbrunnen dagegen um 51% entlasten würde. Die Entlastung der Sandstraße, so referierte Gack, betrüge nur 11%, der Langen Straße 13%, des Dombergs 18% und des Kaulbergs 21%. Grund dafür ist laut den städtischen Verkehrsuntersuchungen, dass der in Innenstadt und Altstadt rollende Verkehr zum überwiegenden Teil Ziel- und Quellverkehr sei und deshalb nicht so einfach an den Stadtrand verlagert werden könne.

Dass dennoch 12.000 Pkws die Westumgehung nützen würden, liegt nach den Einschätzungen des Stadtplanungsamts vor allem daran, dass durch die neue Straße auch neuer Verkehr entsteht. "Die Bewohner im Südwesten Bambergs, aber auch im südwestlichen Landkreis bekommen einen optimalen Anschluss an das Laubanger-Gebiet, so dass neue Fahrten entstehen, die es vorher gar nicht gab", erläuterte Peter Gack.

Wer die Verkehrsbelastung in der Altstadt reduzieren möchte, müsse beim Ziel- und Quellverkehr ansetzen und Alternativangebote zum Pkw machen, so lautete Gacks Ansatzpunkt. Er will demnächste erneut Vorstöße unternehmen, um das ÖPNV-Angebot und auch die Anbindung der Nervenklinik St. Getreu zu verbessern. Scharf kritisierte der GAL-Stadtrat die Haltung der CSU, die "ihre gesamte Verkehrspolitik auf dieses utopische Straßenmonstrum gesetzt hat".