"Ein Stück von draußen erhaschen"
GAL-Agenda-Preis für Betreuung
Strafgefangener
"Würden Sie solchen Leuten einen schönen
Preis mit einem guten Preisgeld verleihen?" Das fragte Johannes
Wagner-Friedrich bei seiner Laudatio für den GAL-Agenda-Preis, den
die GAL-Stadtratsfraktion am Sonntag auf dem Platz vor der
Elisabethenkirche und der Justizvollzugsanstalt in der Sandstraße
überreichte.
Geehrt wurden in diesem Jahr nämlich die im Rahmen
der Gruppen "AK Knast" und "Mt 25" Engagierten,
die sich um die Betreuung von Strafgefangenen in den JVAs Bamberg
und Ebrach kümmern. Stellvertretend für sie nahm der katholische
Gefängnisseelsorger Hans Lyer, der einen wesentlichen Teil dieser
Arbeit koordiniert, den mit 2500 Euro dotierten Preis entgegen.
Die zumeist ehrenamtlich tätigen MitarbeiterInnen
organisieren seit teilweise bereits zehn Jahren Besuchsgruppen im
Gefängnis, laden öffentlich zu Informationsveranstaltungen ein, um
auf die Situation der Inhaftieren aufmerksam zu machen, und betreuen
das Haus Sandbad 13, das Strafentlassene wieder in die Gesellschaft
eingliedern soll.
Johannes Wagner-Friedrich, selbst als evangelischer
Gefängnisseelsorger in Nürnberg tätig, stellte bei seiner Rede
den menschlichen Wert dieses Engagements in den Mittelpunkt:
"Diese Leute gehen dorthin, wo man besser nicht hingeht. Sie
erkennen in den Gefangenen Menschen wie dich und mich, und begeben
sich auf Augenhöhe mit ihnen." Aus eigener Erfahrung weiß er,
wie wichtig solche "vorwurfsfreien Besuche" sind. Es habe
für die Inhaftierten große Bedeutung, "ein Stück von
draußen zu erhaschen", von dem Leben in Freiheit, "das ja
auf einmal ohne sie weiterläuft, so als wären sie
überflüssig."
Der Laudator äußerte die Hoffnung, dass durch den
Agenda-Preis der GAL diese verborgene Arbeit und damit auch das
Schicksal der Strafgefangenen in unserer Gesellschaft mehr
Aufmerksamkeit bekommt.
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