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Pressemitteilung vom 24. Januar 2002

"Notfalls Sozialdienste bezuschussen"

GAL sprach mit Seniorenbeiratsmitglied Siegfried Greese über Altenpolitik

 

Um die städtischen Altenheime, Betreuung zu Hause, Altenhilfeplanung und offene Altenarbeit ging es bei einem Gespräch der GAL-Stadtratsfraktion mit Siegfried Greese, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der älteren Bürger Bambergs und stellvertretenden Vorsitzenden des Seniorenbeirats.

"In den Bamberger Altenheimen geht es verhältnismäßig ordentlich zu", stellte Siegfried Greese fest. Belastende Arbeitsbedingungen herrschen nach seiner Erfahrung jedoch im Bürgerspital: "Das Gebäude ist wunderschön saniert, aber für die momentane Nutzung ungeeignet. Denn in den langen Gängen laufen sich die Mitarbeiter die Hacken ab. Eine intensive Pflege wird dadurch erschwert." Für das Bürgerspital sieht er als einzige Lösung, in den dortigen Zimmern nur rüstige und einigermaßen mobile Senioren und Seniorinnen, aber keine Pflegefälle unterzubringen.

Ein weiteres Problem, nicht nur der städtischen Altenheime, sei das Personal: Allerorten herrsche Fachkräftemangel, weil die Beschäftigten gemessen an ihrer körperlichen und psychischen Leistung viel zu geringe Löhne erhielten. Wolfgang Budde, Stadtrat und für die GAL Mitglied im Seniorenbeirat, betonte, dass der Anteil von Fachkräften bei den Angestellten in den städtischen Heimen mittlerweile auf nur 50% gesunken sei. "Dabei tendieren Stadtspitze und Heimleitung weiter dahin, noch mehr Personalkosten zu sparen, trotz erhöhter Ansprüche an die Pflegenden."

Siegfried Greese hob die zunehmende Bedeutung von Ehrenamtlichen für die Entlastung der Altenheime hervor: "Einfach da sein, sich unterhalten, spazieren gehen und ähnliche Dinge können auch Angehörige, Freunde oder ehrenamtliche Besuchsdienste erledigen." Er hält es deshalb für notwendig, dass dies mehr in die allgemeine Pflegearbeit einbezogen wird. Darüberhinaus fordert er aber auch ein Umdenken in der Gesellschaft: Jeder müsse seine persönliche Verantwortung für alte Mitmenschen anerkennen.

Wolfgang Budde beobachtet mit Bedenken, dass derzeit ambulante Dienste und Sozialstationen ihre Tätigkeiten einstellen könnten, weil sie nicht mehr kostendeckend arbeiten. "Das wäre aus Sicht der alten Menschen verheerend, weil diese Dienste ihnen ein möglichst langes Wohnen in ihrem eigenen Zuhause ermöglichen. Es ist aber auch volkswirtschaftlich ein Minus-Geschäft, weil die Alternative Altenheimplatz die öffentlich Hand sehr viel mehr kostet." Budde sieht es klar als Aufgabe der Stadt, im Notfall die Träger finanziell zu unterstützen, damit diese Dienste aufrechterhalten werden können.

Die derzeitige Altenhilfeplanung sollte auf Dauer gestellt und ergänzt werden, waren sich die GAL-Stadträte und –rätinnen mit Siegfried Greese einig. Wolfgang Budde regte an, sich dabei nicht nur um stationäre Belange zu kümmern, sondern auch um die noch selbständig lebenden Senioren und Seniorinnen. Über Altenhilfeplanung könne geklärt werden, wie die Situation älterer Menschen in ihrem Stadtteilumfeld aussehe, wo intensivere Unterstützung für ein selbständiges Wohnen in gewohnter Umgebung nötig sei, ob es genug seniorengerechte Wohnungen gebe usw. Mit den Ergebnissen könne eine Altenarbeit angegangen werden, die derzeit in Bamberg noch zu kurz komme: das Zugehen auf ältere Bürger und Bürgerinnen, die sich schämen, Hilfe einzufordern.