"Notfalls Sozialdienste
bezuschussen"
GAL sprach mit Seniorenbeiratsmitglied
Siegfried Greese über Altenpolitik
Um die städtischen Altenheime, Betreuung zu Hause,
Altenhilfeplanung und offene Altenarbeit ging es bei einem Gespräch
der GAL-Stadtratsfraktion mit Siegfried Greese, dem Vorsitzenden der
Arbeitsgemeinschaft der älteren Bürger Bambergs und
stellvertretenden Vorsitzenden des Seniorenbeirats.
"In den Bamberger Altenheimen geht es
verhältnismäßig ordentlich zu", stellte Siegfried Greese
fest. Belastende Arbeitsbedingungen herrschen nach seiner Erfahrung
jedoch im Bürgerspital: "Das Gebäude ist wunderschön
saniert, aber für die momentane Nutzung ungeeignet. Denn in den
langen Gängen laufen sich die Mitarbeiter die Hacken ab. Eine
intensive Pflege wird dadurch erschwert." Für das
Bürgerspital sieht er als einzige Lösung, in den dortigen Zimmern
nur rüstige und einigermaßen mobile Senioren und Seniorinnen, aber
keine Pflegefälle unterzubringen.
Ein weiteres Problem, nicht nur der städtischen
Altenheime, sei das Personal: Allerorten herrsche Fachkräftemangel,
weil die Beschäftigten gemessen an ihrer körperlichen und
psychischen Leistung viel zu geringe Löhne erhielten. Wolfgang
Budde, Stadtrat und für die GAL Mitglied im Seniorenbeirat,
betonte, dass der Anteil von Fachkräften bei den Angestellten in
den städtischen Heimen mittlerweile auf nur 50% gesunken sei.
"Dabei tendieren Stadtspitze und Heimleitung weiter dahin, noch
mehr Personalkosten zu sparen, trotz erhöhter Ansprüche an die
Pflegenden."
Siegfried Greese hob die zunehmende Bedeutung von
Ehrenamtlichen für die Entlastung der Altenheime hervor:
"Einfach da sein, sich unterhalten, spazieren gehen und
ähnliche Dinge können auch Angehörige, Freunde oder ehrenamtliche
Besuchsdienste erledigen." Er hält es deshalb für notwendig,
dass dies mehr in die allgemeine Pflegearbeit einbezogen wird.
Darüberhinaus fordert er aber auch ein Umdenken in der
Gesellschaft: Jeder müsse seine persönliche Verantwortung für
alte Mitmenschen anerkennen.
Wolfgang Budde beobachtet mit Bedenken, dass derzeit
ambulante Dienste und Sozialstationen ihre Tätigkeiten einstellen
könnten, weil sie nicht mehr kostendeckend arbeiten. "Das
wäre aus Sicht der alten Menschen verheerend, weil diese Dienste
ihnen ein möglichst langes Wohnen in ihrem eigenen Zuhause
ermöglichen. Es ist aber auch volkswirtschaftlich ein
Minus-Geschäft, weil die Alternative Altenheimplatz die öffentlich
Hand sehr viel mehr kostet." Budde sieht es klar als Aufgabe
der Stadt, im Notfall die Träger finanziell zu unterstützen, damit
diese Dienste aufrechterhalten werden können.
Die derzeitige Altenhilfeplanung sollte auf Dauer
gestellt und ergänzt werden, waren sich die GAL-Stadträte und –rätinnen
mit Siegfried Greese einig. Wolfgang Budde regte an, sich dabei
nicht nur um stationäre Belange zu kümmern, sondern auch um die
noch selbständig lebenden Senioren und Seniorinnen. Über
Altenhilfeplanung könne geklärt werden, wie die Situation älterer
Menschen in ihrem Stadtteilumfeld aussehe, wo intensivere
Unterstützung für ein selbständiges Wohnen in gewohnter Umgebung
nötig sei, ob es genug seniorengerechte Wohnungen gebe usw. Mit den
Ergebnissen könne eine Altenarbeit angegangen werden, die derzeit
in Bamberg noch zu kurz komme: das Zugehen auf ältere Bürger und
Bürgerinnen, die sich schämen, Hilfe einzufordern.
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