"Ich will die Kommunen im Bund
stärken"
Grüne Bamberg/Forchheim nominierten Ursula
Sowa (GAL) für Bundestag
Hirschaid. Möglicherweise wird sich nach der Wahl
zum Bundestag im September eine Bambergerin auf den Weg nach Berlin
machen. Gestern wurde die Bamberger Grün-Alternative Stadträtin
Ursula Sowa von den Mitgliedern der Grünen-Kreisverbände in
Bamberg und Forchheim einstimmig zur Wahlkreis-Direktkandidatin
gekürt. Am kommenden Samstag wird sie sich voraussichtlich mit
Erfolg um das Votum der Grünen-Bezirksversammlung Oberfranken
bemühen. Und Mitte Februar will sie auf der Landesliste der
bayerischen Grünen für einen vorderen Listenplatz kandidieren.
Dabei wird es zu Kampfabstimmungen kommen – parteiintern werden
Sowa jedoch gute Chancen eingeräumt.
Die 44-jährige freiberufliche Architektin wurde in
Würzburg geboren und lebt seit ihrem 14. Lebensjahr in
Bamberg, wo sie 1976 Abitur machte. Nach ihrem Studium an der
Kunstakademie in Berlin kam sie nach Bamberg zurück. Noch während
der Schwangerschaft ihres dritten Kindes bewarb sie sich 1990 auf
der Bamberger Grün-Alternativen Liste um ein Stadtratsmandat.
"Meine Kinder haben mich zur Politik gebracht", sagte sie
bei ihrer Vorstellung in Hirschaid, "ich wollte nicht mehr nur
zugucken, was in Bamberg passiert."
Inzwischen blickt Ursula Sowa auf zwölf Jahre –
wie sie sagt, erfolgreiche – Stadtratsarbeit zurück, seit 1998
ist sie Vorsitzende der GAL-Fraktion. Vor zwei Jahren mischte sie
als GAL-Kandidatin im Oberbürgermeister-Wahlkampf mit und errang
das sensationelle Ergebnis von 13,92 % der Stimmen – mehr als die
Grünen jemals bei einer Wahl in Bamberg für sich verbuchen
konnten.
Kommunalpolitik soll auch in Berlin ein Schwerpunkt
ihrer Tätigkeit sein, das hat sich Ursula Sowa vorgenommen.
"Ich habe in den zwölf Jahren oft mitbekommen, welche
Kommunikationsmängel es zwischen der kommunalen und der Bundesebene
gibt, sei es bei der Vergabe von Fördermitteln, bei
Neustrukturierung von Behörden oder auch bei den
Gemeindefinanzen", sagt sie. Deshalb ist es ihr Ziel, hier eine
Verbindung, einen Informationsfluss, aber auch einen
gleichberechtigten Gedankenaustausch zu schaffen. In Bamberg will
sie ein Regionalbüro einrichten, das für alle bayerischen
Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen Anlaufstelle sein soll.
"Davon wird selbstverständlich besonders der Raum
Bamberg-Forchheim profitieren", verspricht sie.
Außerdem sieht Ursula Sowa ihren Schwerpunkt in der
Wohnungs- und Baupolitik und in der Denkmalpflege. Ihr Ziel ist es,
die Mittel zur Wohnungsbauförderung auf Bundesebene künftig
regional und sozial ausgeglichener zu vergeben. "Derzeit
fließen 11 Milliarden Euro in die Eigentumsförderung, ohne soziale
Kriterien - aber nur 230 Millionen Euro in den sozialen
Wohnungsbau."
Mit ihren Erfahrungen aus dem Weltkulturerbe Bamberg
im Hintergrund will sie außerdem die begonnene Diskussion neuer
Ansätze in der Denkmalpflege vorantreiben. Hier hat sich die
Bamberger Architektin bereits in den letzten Jahren an der Seite der
grünen Spitzenpolitikerin Antje Vollmer innerparteilich profiliert.
"Ich bin für eine Diskussion um einen dynamischen
Denkmalschutz, der Neues zulässt, der Spannung will und der sich
vor allem auf eine breite Bürgerbeteiligung und gesellschaftliche
Diskussion einlässt."
Ihre politischen Möglichkeiten in Berlin schätzt
Ursula Sowa ganz realistisch ein, wie sie bei der
Nominierungsversammlung einräumte: "In den vier Jahren einer
Legislaturperiode will ich mir zwei oder drei Projekte vornehmen und
die dann auch durchbringen – alles andere wäre
Traumtänzerei."
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