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Pressemitteilung vom 8. Januar 2002

Lässt Stadt Arbeitslose im Stich?

Arbeitseinsatz für Billiglöhne statt Weiterqualifizierung

 

"Leider stellt die Stadt derzeit keine Gelder zur Verfügung, um Langzeitarbeitslose in unserem Betrieb weiter zu qualifizieren." Dies bedauerte der Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft R.O.S.A., Werner Müller, bei einem Gespräch mit Vertretern der GAL-Stadtratsfraktion.

Die im Jahr 1999 eingeleitete Zusammenarbeit zwischen städtischem Sozialamt und R.O.S.A. "findet praktisch nicht mehr statt", so Müller. Und das obwohl das seit 1996 in Bamberg bestehende Projekt, das sich auf die Weiterqualifizierung von schwer vermittelbaren Arbeitslosen spezialisiert hat, noch einige Stellen anbieten könnte. Die Firma R.O.S.A. holt aus Privathaushalten Gebrauchtmöbel ab, repariert sie und verkauft sie preisgünstig weiter. Durch die Reparaturarbeiten bekommen die Beschäftigten eine Weiterbildung, damit sie ihren Weg in den ersten Arbeitsmarkt zurück finden. Über 40 Langzeitarbeitslose sind derzeit bei R.O.S.A. beschäftigt. Ausgebildet und betreut werden sie von Handwerksmeistern und Sozialpädagogen. Die Lohnkosten übernimmt das Arbeitsamt.

Von der Stadt hingegen vermittelt derzeit keine Sozialhilfeempfänger mehr an R.O.S.A., so der Geschäftsführer. Qualifizierende Maßnahmen für Langzeitarbeitslose seien von Sozialreferent Rupert Grimm zurückgestellt worden. Auch konkrete Angebote von R.O.S.A., Stellen mit Mitteln des Europäischen Sozial-Fonds anzubieten, so dass auf die Stadt nur die ohnehin laufenden Sozialhilfekosten fallen würden, habe man im Rathaus abgelehnt, berichtet Müller: "Und das ohne jede Begründung!"

Wolfgang Budde, sozialpolitischer Sprecher der GAL, hielt die Tatenlosigkeit der Stadt für ärgerlich. Besonders prangerte er demgegenüber die Praxis der Stadt an, Sozialhilfeempfänger für 2,50 DM pro Stunde für sogenannte "gemeinnützige Arbeiten" gemäß § 19 BSHG zu verpflichten. Seine Beobachtung: "Die Stadt setzt diese Menschen in eigenen Betrieben und in der Verwaltung ein, z.B. in Reinigungsdiensten. So werden möglicherweise vollwertige Arbeitsplätze abgeschafft."

Budde betonte, dass die GAL schon seit Jahren diese seiner Meinung nach rechtswidrige Praxis scharf kritisiere, aber damit weder im Bamberger Stadtrat noch bei der Regierung von Oberfranken oder bei Bundesarbeitsminister Riester (SPD) Gehör gefunden habe. "Solange keiner der betroffenen Sozialhilfeempfänger klagt und eine gerichtliche Entscheidung erzwingt, wird diese in vielen Städten übliche Ausbeutung wohl weiter bestehen," meinte Budde.