GAL: Stadtrat sieht Verfall untätig zu
Frist für Sanierung des Cherbonhofs wurde
erneut verlängert
Als "unendliche Skandal-Geschichte"
bezeichneten die beiden GAL-Vertreterinnen nach der letzten
Bausenatssitzung die neueste Entscheidung zum Cherbonhof in
Gaustadt.
Die Bausenatsmitglieder hatten zum wiederholten Mal
einer Fristverlängerung für eine Sanierung des Gutsgebäudes
zugestimmt und "damit ein neues Kapitel in der tragischen
Verfallsgeschichte des Cherbonhofs geschrieben", so
GAL-Stadträtin Ursula Sowa.
Der denkmalgeschütze Gutshof mit zwei noch
erhaltenen Wohngebäuden war 1992 an die Bamberger Bauträgerfirma
Ernst und Peter Krell verkauft worden. Der Verkauf wurde an die
Bedingung geknüpft, das Gelände nicht nur für Neubauten zu
nutzen, sondern zeitgleich die beiden Gebäude aus dem 19.
Jahrhundert zu sanieren.
"Lange Jahre ist nichts passiert", so
erinnert sich Ursula Sowa, "bis die Firma Krell dann begann,
auf dem rückwärtigen Gutsgelände neue Reihenhäuser und ein
Mehrfamilienhaus zu planen, ohne sich auch nur im geringsten um die
Denkmäler an der Frontseite zu kümmern." Obwohl dieses
Vorgehen nach Darstellung der GAL kaufvertragswidrig war, griff die
Stadt nicht ein.
Im Jahr 1999 stimmte die Stadt dann einer
Weiterveräußerung der beiden denkmalgeschützten Gutsgebäude zu.
Das kleinere Nebengebäude wurde vom neuen Eigentümer saniert, das
Hauptgebäude befindet sich seither im Besitz der Firma Konnex.
"Die Krells haben ein echtes Schnäppchen geschlagen", so
Sowas Beurteilung, "das wunderbar ruhig und im Grünen gelegene
Gelände konnten sie mit marktgängigen Reihenhäusern von der
Stange bebauen und um die komplizierte und kostspielige Sanierung
der Vordergebäude haben sie sich gedrückt."
Wie Petra Friedrich weiter erläuterte,
verpflichtete sich die Firma Konnex bei dem Kauf, die Gebäude bis
Ende des Jahres 2000 zu sanieren. Dies sei nicht geschehen, weshalb
sich der Bausenat nun erneut mit dem Thema beschäftigen musste.
Dessen Entscheidung kritisierte Friedrich scharf: "Dass der
Stadtrat jetzt wieder beide Augen zudrückt und damit seiner
Sorgfaltspflicht gegenüber den Denkmälern dieser Stadt nicht
nachkommt, ist ein Skandal." Die GAL-Stadträtinnen hatten
gefordert, dass die Stadt ihr im Kaufvertrag verankertes
Rückkaufrecht wahrnehmen solle. Friedrich warf insbesondere dem
Baureferenten Strauß "völliges Desinteresse und
Gleichgültigkeit" vor. Es habe für den Cherbonhof einige
Initiativen gegeben (autofreies Wohnen, Seniorenpflegeheim), die
eine stärkere Unterstützung der Stadt verdient hätten.
Ursula Sowa wies in der Bausenatssitzung explizit
auf den dubiosen Ruf der Firma Konnex hin, die erst im Jahr 1999 mit
Sitz in Frensdorf-Untergreuth gegründet wurde. Ihr seien Gerüchte
zu Ohren gekommen, dass der Firmenchef inzwischen
"abgetaucht" sei. Die GAL-Fraktion hatte erst im
vergangenen Herbst mit einer Aktion auf den fortschreitenden Verfall
des Cherbonhofs aufmerksam gemacht. Damals sicherte die Firma Konnex
den kurz bevorstehenden Beginn der Sanierungsarbeiten zu.
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