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Pressemitteilung vom 15. März 2001

GAL: Stadtrat sieht Verfall untätig zu

Frist für Sanierung des Cherbonhofs wurde erneut verlängert

 

Als "unendliche Skandal-Geschichte" bezeichneten die beiden GAL-Vertreterinnen nach der letzten Bausenatssitzung die neueste Entscheidung zum Cherbonhof in Gaustadt.

Die Bausenatsmitglieder hatten zum wiederholten Mal einer Fristverlängerung für eine Sanierung des Gutsgebäudes zugestimmt und "damit ein neues Kapitel in der tragischen Verfallsgeschichte des Cherbonhofs geschrieben", so GAL-Stadträtin Ursula Sowa.

Der denkmalgeschütze Gutshof mit zwei noch erhaltenen Wohngebäuden war 1992 an die Bamberger Bauträgerfirma Ernst und Peter Krell verkauft worden. Der Verkauf wurde an die Bedingung geknüpft, das Gelände nicht nur für Neubauten zu nutzen, sondern zeitgleich die beiden Gebäude aus dem 19. Jahrhundert zu sanieren.

"Lange Jahre ist nichts passiert", so erinnert sich Ursula Sowa, "bis die Firma Krell dann begann, auf dem rückwärtigen Gutsgelände neue Reihenhäuser und ein Mehrfamilienhaus zu planen, ohne sich auch nur im geringsten um die Denkmäler an der Frontseite zu kümmern." Obwohl dieses Vorgehen nach Darstellung der GAL kaufvertragswidrig war, griff die Stadt nicht ein.

Im Jahr 1999 stimmte die Stadt dann einer Weiterveräußerung der beiden denkmalgeschützten Gutsgebäude zu. Das kleinere Nebengebäude wurde vom neuen Eigentümer saniert, das Hauptgebäude befindet sich seither im Besitz der Firma Konnex. "Die Krells haben ein echtes Schnäppchen geschlagen", so Sowas Beurteilung, "das wunderbar ruhig und im Grünen gelegene Gelände konnten sie mit marktgängigen Reihenhäusern von der Stange bebauen und um die komplizierte und kostspielige Sanierung der Vordergebäude haben sie sich gedrückt."

Wie Petra Friedrich weiter erläuterte, verpflichtete sich die Firma Konnex bei dem Kauf, die Gebäude bis Ende des Jahres 2000 zu sanieren. Dies sei nicht geschehen, weshalb sich der Bausenat nun erneut mit dem Thema beschäftigen musste. Dessen Entscheidung kritisierte Friedrich scharf: "Dass der Stadtrat jetzt wieder beide Augen zudrückt und damit seiner Sorgfaltspflicht gegenüber den Denkmälern dieser Stadt nicht nachkommt, ist ein Skandal." Die GAL-Stadträtinnen hatten gefordert, dass die Stadt ihr im Kaufvertrag verankertes Rückkaufrecht wahrnehmen solle. Friedrich warf insbesondere dem Baureferenten Strauß "völliges Desinteresse und Gleichgültigkeit" vor. Es habe für den Cherbonhof einige Initiativen gegeben (autofreies Wohnen, Seniorenpflegeheim), die eine stärkere Unterstützung der Stadt verdient hätten.

Ursula Sowa wies in der Bausenatssitzung explizit auf den dubiosen Ruf der Firma Konnex hin, die erst im Jahr 1999 mit Sitz in Frensdorf-Untergreuth gegründet wurde. Ihr seien Gerüchte zu Ohren gekommen, dass der Firmenchef inzwischen "abgetaucht" sei. Die GAL-Fraktion hatte erst im vergangenen Herbst mit einer Aktion auf den fortschreitenden Verfall des Cherbonhofs aufmerksam gemacht. Damals sicherte die Firma Konnex den kurz bevorstehenden Beginn der Sanierungsarbeiten zu.