Krischker will Kulturreferent werden
GAL: Personal-Gerangel lässt Inhalte zu
kurz kommen
Ins Rätselraten um die Nachfolge des verstorbenen
Bürgermeisters Matschl mischt sich seit gestern ein neuer Bewerber,
der von sich selbst sagt, "endlich eine inhaltliche Alternative
bieten zu können". Der neue Mann ist GAL-Stadtrat Gerhard C.
Krischker, der von seiner Fraktion einhellig zum Kandidaten für den
Posten des Zweiten Bürgermeisters und Schul- und Kulturreferenten
gekürt wurde.
Die offene Matschl-Nachfolge stelle sich derzeit als
reine Personal-Diskussion dar, kritisierte GAL-Fraktionssprecherin
Ursula Sowa. "Da tun sich Gräben zwischen einzelnen
CSU-Verbänden und –Gremien auf, persönliche Karrieren von
CSU-Mitgliedern werden gegeneinander ausgespielt, und geraten
Inhalte völlig in den Hintergrund." Sie bezeichnete es als
"unangemessen und blamabel", wie die CSU-Stadtratsfraktion
die Bürgermeister- und Referenten-Stelle offenbar als ihre frei
verfügbare Hausmacht verstehe, aber nicht einmal in der Lage sei,
eine in den eigenen Reihen unumstrittene Persönlichkeit zu
präsentieren. "Momentan kreist die Diskussion nur um die CSU,
aber eigentlich sollte Bamberg und die künftige Kultur- und
Schulpolitik im Zentrum stehen."
Der frisch nominierte GAL-Kandidat Krischker selbst
begreift seinen Vorstoß als "inhaltliche Alternative zu dem
für das gesamte Bamberger Kulturleben schädliche
Personen-Gerangel". In einer Weltkulturerbe-Stadt, so stimmt er
mit seinen Fraktionskollegen und –kolleginnen überein, müsse das
Kulturreferat von einer Person geleitet werden, die bereits
Erfahrung und Qualifikation auf diesem Gebiet habe. Bisher würde
Kultur im Rathaus eher verwaltet, echte Initiativen kämen meist von
privater Seite oder von Vereinen, wie etwa der Mitoraj-Ankauf oder
die Herbstlese-Literaturtage. "Wir brauchen an der Stadtspitze
mehr Phantasie, lebendigen kulturellen Austausch und Gespür dafür,
Initiativen zu wecken und zu fördern", so umreißt der
GAL-Stadtrat seine Programmatik.
Im Vorfeld zu der Entscheidung der GAL habe es
bereits Gespräche mit anderen Fraktionen gegeben, bestätigte Peter
Gack. Bei einem kurzen Kontakt mit SPD-Fraktionschef Andreas Starke
habe dieser signalisiert, dass die SPD weder an einer eigenen
Kandidatur mit Unterstützung der GAL interessiert sei, noch
umgekehrt einen GAL-Bewerber unterstützen würde. Ein
ausführliches Gespräch mit Vertretern der CSU-Fraktion sei
ebenfalls ohne konkretes Ergebnis verlaufen, weil es sowohl
inhaltlich als auch personell zu keiner Einigung kam.
Die GAL-Fraktion erwartet nun, dass der Kandidat
Krischker bei der geheimen Wahl über alle Fraktionsgrenzen hinweg
Unterstützung erhalten wird. "Nicht zuletzt in der uneinigen
CSU-Fraktion dürften einige über diese Kandidatur erleichtert
sein," meint Gack.
Dr. Gerhard C. Krischker (parteilos) ist seit 1997
Mitglied des Stadtrats, Sprecher seiner Fraktion im Schul- und
Kultursenat und im Sport- und Freizeitsenat sowie Mitglied in den
Kuratorien für das Theater und die Volkshochschule. Der 53-jährige
promovierte Germanist arbeitet als Lektor in einem Bamberger
Schulbuchverlag und ist seit Jahrzehnten bekannt als kritischer
Bamberger Autor.
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