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Pressemitteilung vom 10. Januar 2001

Krischker will Kulturreferent werden

GAL: Personal-Gerangel lässt Inhalte zu kurz kommen

 

Ins Rätselraten um die Nachfolge des verstorbenen Bürgermeisters Matschl mischt sich seit gestern ein neuer Bewerber, der von sich selbst sagt, "endlich eine inhaltliche Alternative bieten zu können". Der neue Mann ist GAL-Stadtrat Gerhard C. Krischker, der von seiner Fraktion einhellig zum Kandidaten für den Posten des Zweiten Bürgermeisters und Schul- und Kulturreferenten gekürt wurde.

Die offene Matschl-Nachfolge stelle sich derzeit als reine Personal-Diskussion dar, kritisierte GAL-Fraktionssprecherin Ursula Sowa. "Da tun sich Gräben zwischen einzelnen CSU-Verbänden und –Gremien auf, persönliche Karrieren von CSU-Mitgliedern werden gegeneinander ausgespielt, und geraten Inhalte völlig in den Hintergrund." Sie bezeichnete es als "unangemessen und blamabel", wie die CSU-Stadtratsfraktion die Bürgermeister- und Referenten-Stelle offenbar als ihre frei verfügbare Hausmacht verstehe, aber nicht einmal in der Lage sei, eine in den eigenen Reihen unumstrittene Persönlichkeit zu präsentieren. "Momentan kreist die Diskussion nur um die CSU, aber eigentlich sollte Bamberg und die künftige Kultur- und Schulpolitik im Zentrum stehen."

Der frisch nominierte GAL-Kandidat Krischker selbst begreift seinen Vorstoß als "inhaltliche Alternative zu dem für das gesamte Bamberger Kulturleben schädliche Personen-Gerangel". In einer Weltkulturerbe-Stadt, so stimmt er mit seinen Fraktionskollegen und –kolleginnen überein, müsse das Kulturreferat von einer Person geleitet werden, die bereits Erfahrung und Qualifikation auf diesem Gebiet habe. Bisher würde Kultur im Rathaus eher verwaltet, echte Initiativen kämen meist von privater Seite oder von Vereinen, wie etwa der Mitoraj-Ankauf oder die Herbstlese-Literaturtage. "Wir brauchen an der Stadtspitze mehr Phantasie, lebendigen kulturellen Austausch und Gespür dafür, Initiativen zu wecken und zu fördern", so umreißt der GAL-Stadtrat seine Programmatik.

Im Vorfeld zu der Entscheidung der GAL habe es bereits Gespräche mit anderen Fraktionen gegeben, bestätigte Peter Gack. Bei einem kurzen Kontakt mit SPD-Fraktionschef Andreas Starke habe dieser signalisiert, dass die SPD weder an einer eigenen Kandidatur mit Unterstützung der GAL interessiert sei, noch umgekehrt einen GAL-Bewerber unterstützen würde. Ein ausführliches Gespräch mit Vertretern der CSU-Fraktion sei ebenfalls ohne konkretes Ergebnis verlaufen, weil es sowohl inhaltlich als auch personell zu keiner Einigung kam.

Die GAL-Fraktion erwartet nun, dass der Kandidat Krischker bei der geheimen Wahl über alle Fraktionsgrenzen hinweg Unterstützung erhalten wird. "Nicht zuletzt in der uneinigen CSU-Fraktion dürften einige über diese Kandidatur erleichtert sein," meint Gack.

Dr. Gerhard C. Krischker (parteilos) ist seit 1997 Mitglied des Stadtrats, Sprecher seiner Fraktion im Schul- und Kultursenat und im Sport- und Freizeitsenat sowie Mitglied in den Kuratorien für das Theater und die Volkshochschule. Der 53-jährige promovierte Germanist arbeitet als Lektor in einem Bamberger Schulbuchverlag und ist seit Jahrzehnten bekannt als kritischer Bamberger Autor.