GAL-Pressemitteilung vom 27.7.2000 Gesetzgeber will plurales Angebot Pro Familia und GAL erörterten Schwangerenkonfliktberatung Die Zukunft der Schwangerenkonfliktberatung stand im Mittelpunkt eines Gesprächs von Vertreterinnen der Beratungsstelle Pro Familia mit der GAL-Stadtratsfraktion. Dass Pro Familia nach dem bevorstehenden Ausstieg der Caritas einen wesentlichen Teil von deren Beratungstätigkeit übernehmen sollte – darin waren sich die Beteiligten einig. Seit Beginn des Jahres, so berichteten Martina Moreth und Gisela Meusel von Pro Familia, habe die Beratungsstelle in der Kunigundenruhstraße die staatliche Anerkennung als Schwangerenkonfliktberatungsstelle. Seither muss Pro Familia ein qualifiziertes Beratungsangebot von mindestens acht Wochenstunden vorweisen, wofür eine Honorarkraft eingestellt wurde. "Staatliche Gelder erhalten wir allerdings noch nicht. Bis jetzt tragen wir diese Stelle voll selbst – ein finanzieller Kraftakt für unsere Einrichtung", ergänzte Martina Moreth. Denn das Einzugsgebiet, an das die staatliche Förderung geknüpft ist, wurde Pro Familia bisher noch nicht zugewiesen. Das wird erst frei, wenn die Caritas ihre Konfliktberatung Ende dieses Jahres einstellt. Der Antrag an die zuständige Bezirksregierung, so Moreth, sei bereits gestellt. Ob Pro Familia dann aber tatsächlich die Personalkosten von der öffentlichen Hand erhält, ist heute noch nicht sicher. Denn neuerdings gibt es einen Mitbewerber: Der Verein "donum vitae", vor kurzem von engagierten Katholiken auch in Bamberg gegründet, um den Einfluss der Kirche auf die Schwangerenkonfliktberatung nicht völlig zu verlieren, bemüht sich ebenfalls um staatliche Anerkennung und finanzielle Förderung. Diese Konkurrenz sieht Gisela Meusel jedoch nicht nur negativ. "Es ist durchaus im Sinne des Gesetzgebers, eine Pluralität von Beratungsstellen zu erreichen", sagte sie und verwies auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Regensburg vom Februar diesen Jahres. Darin heiße es ausdrücklich, dass betroffene Frauen eine Auswahl "zwischen Beratungsstellen unterschiedlicher weltanschaulicher Ausrichtung" haben müssten, und dass deshalb neben staatlichen und kirchlichen Trägern auch freie Beratungsstellen zu fördern seien. In Bamberg sind, so Gisela Meusel, für die Konfliktberatung heute zweieinhalb Arbeitsstellen beim staatlichen Gesundheitsamt und zweieinhalb Arbeitsstellen bei der Caritas eingesetzt, eine weitere Vollzeitstelle ist derzeit unbesetzt. Da eine Beratungsstelle nur mit mindestens zwei vollen Stellen gefördert werde, wäre für Bamberg also ab Beginn 2001 eine Förderung von je zwei Stellen für Gesundheitsamt, Pro Familia und donum vitae möglich, um die gewünschte Pluralität zu gewährleisten. "Das wäre eine für alle Träger eine gemeinsame gangbare Lösung. Die betroffenen Frauen würden von diesem pluralen Angebot profitieren, da sie künftig je nach perslönlicher Neigung eine entsprechende Beratungseinrichtung vorfänden", stimmte auch die frauenpolitische Sprecherin der GAL, Petra Friedrich, zu. GAL-Stadtrat Wolfgang Budde betonte, dass Pro Familia nach bald einem Jahr zuverlässiger und noch dazu eigenfinanzierter Arbeit nun so etwas wie Vertrauensschutz beanspruchen könne und bei der staatlichen Förderung nicht so ohne weiteres außen vor gelassen werden dürfe.